Curated E-Commerce – Mit Klasse statt Masse zum Erfolg?
Wer kennt es nicht, statt aufwendig in der Innenstadt Geschäfte abzuklappern, entscheidet man sich für den (erhofft) schnellen Einkauf im Online-Shop. In der Praxis kann das auch anders aussehen. Die erhoffte Leichtigkeit und Zeitersparnis bleibt bei manchen Produktgruppen aus, da der Nutzer die Qual der Wahl hat und sich nur sehr schwer entscheiden kann. Die Suche nach dem richtigen Artikel wird schnell zu einem aufwendigen und langwierigen Prozess, der viele Nerven kosten kann und oft nicht einmal von einem abschließenden Erfolg bei der Suche gekrönt ist. „The Paradox of Choice“ lässt grüßen.
Das Internet als Tante-Emma-Laden?
Wie wäre es wenn wir online genauso kompetent beraten würden, wie in unserem Lieblingsgeschäft um die Ecke? Genau darum geht es beim Curated eCommerce: Ziel ist es dem Kunden auch online eine kompetente Auswahl und Beratung zu bieten und so durch das Sortiment und letztendlich zu einer Kaufentscheidung zu führen.
Beim Curated eCommerce handelt es sich um einen recht jungen Trend, der sich in letzter Zeit aber wachsender Beliebtheit erfreut. Curated eCommerce bedeutet übersetzt so viel wie „kuratierter elektronischer Handel“. Kuratiert bedeutet, dass der Kunde auch beim online shoppen „betreut“ wird und ihm jemand bei den schweren Entscheidungen hilft.
Die Vorteile des stationären Geschäfts sollen dafür für Online-Shops nutzbar gemacht werden. Der Shopbetreiber reduziert beispielsweise die Fülle der Angebote und erleichtert dem Kunden damit die Auswahl, nach dem „weniger ist mehr“-Prinzip. Der Grundgedanke ist Unentschlossenheit und Überforderung des Kunden vorzubeugen und wieder mehr Exklusivität in die Online-Shops zu bringen, indem man nur ausgewählte Produkte anbietet und einen höheren Fokus auf die redaktionelle Begleitung der Artikel legt. Denn je mehr Produkte zur Auswahl stehen, desto schwieriger ist eine Entscheidung und das Risiko eines Fehlkaufs scheint höher. Dieser Umstand führt dann häufig dazu, dass der Kunde von einem Kauf absieht und der Shopbetreiber letztendlich leer ausgeht. Das Ganze wird oftmals durch Empfehlungen prominenter Unterstützer ergänzt, um den Kunden zu überzeugen. So bekommen Online-Shops eine persönliche Note, die dem Besucher wieder das Gefühl geben soll, etwas Besonderes zu kaufen.
Interessanter Nebeneffekt: Suchmaschinenoptimierung & Zielgruppenfokus
Nicht nur, dass Sie durch das Curated eCommerce die Möglichkeit bekommen, die Kaufentscheidung Ihrer Kunden gezielt zu lenken und so manche Entscheidung zu erleichtern, die Marketingstrategie ist auch noch besonders suchmaschinenfreundlich: Durch die Spezialisierung Ihres Shops ist das Themengebiet klar und eng umrissen, was eine hohe Dichte an relevanten Keywords hervorbringt. Darüber hinaus kann bei einer überschaubaren Produktanzahl mehr Wert auf die Beschreibung der einzelnen Artikel gelegt werden, bei denen bei großer Auswahl oft aus Zeitgründen auf die bereits mehrfach im Netz vorhandenen Herstellertexte zurückgegriffen wird. Auch können unterschiedliche Ratgeber für den Kunden geschrieben und ein großer Fokus auf das Content-Marketing gelegt werden.
Umsetzung von Curated eCommerce
Besonders Online-Shops die Lifestyle-Produkte wie Kleidung, Einrichtungsgegenstände oder Kosmetik verkaufen, haben die Strategie des betreuten Handels im Internet für sich entdeckt. Viele große Shops aus diesen Bereichen bieten Ihren Kunden zum Beispiel die Hilfe eines Stylisten an, um sich im Online-Dschungel zurechtzufinden. Dafür müssen die Nutzer einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie einige Angaben zur eigenen Person macht, wie zum Beispiel zu persönlichen Lieblingsmarken, absoluten No-Gos und der Konfektionsgröße. Der Stylist stellt dann aufgrund der Angaben passende Produkte zusammen und schickt diese an den Kunden, der diese dann in Ruhe Zuhause begutachten kann. Die Vorauswahl durch einen Stylisten wird dem Kunden nicht berechnet, sondern ist ein schönes Extra. Noch dazu verleitet das Verschicken kompletter Garnituren dazu, mehr zu behalten, als man eigentlich beabsichtigt hatte. Der Kunde wird also im besten Fall davon überzeugt mehr auszugeben als ursprünglich geplant.
Andere Online-Shops bieten ihren Kunden an mit den Produkten des Unternehmens eigene kleine Online-Boutiquen einzurichten, die sie mit den eigenen Lieblingsteilen bestücken können. Die persönliche Auswahl des Kunden ist für Freunde zugänglich, die dann die individuellen Favoriten betrachten und kaufen können.
Eine andere Möglichkeit für Curated Marketing bieten Apps, die Unternehmen speziell zu bestimmten Medienereignissen wie zum Beispiel Filmen entwickeln, damit begeisterte Fans die Styles der Stars schnell nachkaufen können. Die App zeigt den Kunden beispielsweise günstige Kleidung, welche den Outfits der Stars nahekommt.
Neben den angeführten Beispielen gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten Curated eCommerce in Ihr Unternehmen einzubinden, das Prinzip sollte nun aber klar sein.
Gut zu wissen ist, dass Curated eCommerce für Sie auch möglich ist, wenn Sie keine Lust auf umfangreiche Änderungen haben und Ihr großes Sortiment nicht einschränken möchten. Um am Erfolg der Marketingstrategie teilhaben zu können, kann es völlig ausreichen nur einzelne Elemente des Curated eCommerce zu integrieren. Mit solchen Zusatzleistungen fallen Sie nicht nur beim Kunden positiv auf, sondern können sich letztendlich auch von Ihrer Konkurrenz abheben.
Nachteile vom Curated Shopping
Auch wenn die Marketingstrategie in vielerlei Hinsicht von sich überzeugen kann, handelt es sich dabei natürlich nicht um ein „Allzweckheilmittel“. Manche Kunden reagieren sensibler als andere und könnten zum Beispiel eine starke Reduktion des Angebots als unangenehme Fremdbestimmung werten. Dabei ist es wichtig, den Kunden klarzumachen, dass die Reduktion des Angebots in ihrem Sinne geschieht.
Wieder andere Nutzer legen Wert auf ein großes Sortiment, um sich möglichst viele Optionen offenzuhalten und vergleichen zu können. Solche Kunden shoppen aus Vergnügen und nehmen sich oft stundenlang Zeit für das Durchstöbern der Produkte. Sie sind oftmals sehr trendbewusst und wissen selbst, was ihnen am besten steht. Diese Nutzergruppe wird höchstwahrscheinlich kein Interesse an selektiven Maßnahmen haben und ebenso wenig ihr Outfit von einem unbekannten Dritten zusammenstellen lassen. Bei dieser Kundengruppe ist es wichtig unbedingt Kompetenz zu signalisieren und sie mit weiterführenden Angeboten abzuholen, indem man zum Beispiel Claims entwirft, die auch eine modeerfahrene Zielgruppe ansprechen.
Wenn Ihr Online-Shop allerdings auf Kunden zurückgreift, für die Einkaufen eher eine Pflicht ist (oder die einfach viel zu wenig Zeit haben) und die deswegen eine Möglichkeit zur Zeitersparnis beim Shoppen gerne annehmen, dann könnte es sich für Sie durchaus lohnen spezielle Betreuungsangebote, wie zum Beispiel die Indienstnahme eines Stylisten, Typberatungen oder Styleguides, in Ihren Shop zu integrieren. Solche Kunden sind die eigentliche Zielgruppe des Curated Marketings und für diese zahlt es sich aus spezielle und umfangreiche Curated eCommerce Angebote ins Leben zu rufen.
Fazit
Unser persönliches Fazit lautet, dass Curated eCommerce sicherlich keine Universallösung für jeden Produktbereich ist, jedoch in vielen Fällen einen angenehmen, frischen Wind in die Welt des eCommerce bringt. Bei der Frage „Curated eCommerce – ja oder nein?“ stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite und bieten individuelle Ideen zur Umsetzung, maßgeschneidert auf Ihren Online-Shop.