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Barrierefreie Onlineshops – Chance und Pflicht zugleich

Barrierefreiheit, Inklusion und Chancengleichheit sind allgegenwärtige Themen im Alltag – und das ist auch gut so. Das Ziel, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich weitestgehend eigenständig zu bewegen und dabei die Hürden so gering wie möglich zu halten, betrifft längst nicht nur Architektur und das gemeinsame Miteinander auf öffentlichen Plätzen. Die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen muss sich auch in die digitale Welt erstrecken. Barrierefreie Websites und Onlineshops sind auf dem Vormarsch und in Zukunft Pflicht – der frühzeitige Blick lohnt daher umso mehr!

Warum ist digitale Barrierefreiheit wichtig?

Der Plan ist eine Welt, in der alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben. Es hat also mit Respekt zu tun. Aber auch über dieses ehrenwerte Ziel hinaus winken Online-Händlern weitere Vorteile bei einer digitalen Barrierefreiheit. Das finale Bestreben ist schließlich Umsatz. Für diesen werden Onlineshops erstellt und sämtliche Maßnahmen ergriffen. Eine große Zielgruppe macht den Erfolg umso wahrscheinlicher und auch deshalb sollten Menschen mit Behinderung nicht ausgeschlossen werden.

In Deutschland wurden ca. 7,8 Millionen Personen offiziell als schwerbehindert eingestuft. Beinahe 10 % der deutschen Bevölkerung fallen somit in diese Gruppe. Zusätzlich betrifft das Bedürfnis nach Barrierefreiheit viele ältere Menschen, auch ohne Behinderung. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wessen Onlineshop nicht barrierefrei ist, der büßt eine Menge potenzieller Kund:innen ein.

Menschen mit Schwerbehinderung nutzen vermehrt das Internet

Natürlich ist es mitunter abhängig von Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung, inwieweit Menschen mit einer bestimmten Behinderung oder Senior:innen Ihre Zielgruppe erweitern. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass behinderte Menschen oftmals besonders aktiv das Internet nutzen. Teilweise ist es sogar ihr einziger Weg, Kontakt zu halten oder einzukaufen. Gestalten Sie den Besuch Ihres Shops daher so, dass alle davon profitieren. Umso wahrscheinlicher ist der Kauf.

Neue Regelung zeitnah umsetzen

Die Deadline ist der 28.06.2025 – dann tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Das klingt nach ferner Zukunftsmusik, aber die Zeit rennt und der frühe Vogel wird profitieren. Und zwar nicht erst mit der Gesetzgebung. Wenn das neue Gesetz in Kraft tritt, sind die Shopbetreibenden von Onlineshops in der EU verpflichtet, ihren Shop barrierefrei zur Verfügung zu stellen. Es dürfen also keine Nachteile für Menschen mit Beeinträchtigungen des Sehvermögens, des Gehörs oder anderweitigen Einschränkungen bestehen. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) bilden eine gute Grundlage hierfür.

Was bedeutet das für einzelne Websites und Shops?

Viele Onlineshops sind für Menschen mit motorischen, sensorischen oder anderen Einschränkungen kaum nutzbar. Die WCAG unterteilen 4 Kategorien, die zu beachten sind, um barrierefrei zu agieren:

  • Wahrnehmbarkeit und Design (UI)
  • Bedienbarkeit (UX)
  • Verständlichkeit (SEO)
  • Robustheit (Codequalität)

Außerdem muss sich der Shop auch ohne Mouse, nur mithilfe der Tastatur, bedienen lassen und ohne visuelle Elemente ebenso funktionieren wie mit.

Daraus ergeben sich Anforderungen, von denen im Normalfall jeder userfreundliche Shop profitiert – auch abseits des Ziels der Barrierefreiheit. Beispielsweise sollte das Design übersichtlich strukturiert sein und idealerweise mit hohem Farbkontrast arbeiten. Denken Sie dabei auch an Farbenblindheit, Rot-Grün-Schwächen und ähnliche Erkrankungen. Auch Menschen ohne Sehbehinderung können die Schrift besser wahrnehmen, wenn eine klare, schnörkellose Schriftart in ausreichender Größe gewählt wird. Die Option, diese selbst über die Website zu verändern, ist ebenso im Sinne vieler User:innen. Zumindest aber sollte die Größe – insofern sie sich nur über die Browsereinstellung oder schlichtes Reinzoomen regulieren lässt – responsiv auf allen Endgeräten gut lesbar sein.

Über Alternativtexte, z. B. für Bilder, freuen sich nicht nur blinde Personen, sondern auch Suchmaschinen. Ein Screenreader sollte in der Lage sein, lückenlos die gleichen Informationen darzustellen, die jemand bekommt, der die Website „liest“. Ebenso werden Videos möglichst mit Untertitel veröffentlicht, Audiobeiträge als Textalternative angeboten und eventuell eingesetzte Captchas angepasst. Unterm Strich bemerkt Google, dass auf dem Shop lange verweilt und er (dadurch) häufiger angeklickt wird – also eines der Erfolgskriterien fürs Ranking.

Einfach, übersichtlich und intuitiv

Texte in einfacher Sprache sind für alle besser zu lesen und zu verstehen, vor allem aber für Personen mit geringen Sprachkenntnissen. Es ist künftig also noch wichtiger, Sätze kurz zu halten und, wenn möglich, einfache Begriffe den Fachwörtern vorzuziehen. Die Bedienung des Shops funktioniert für User:innen bestenfalls so intuitiv wie möglich. Die Arbeit mit Icons und Buttons hilft für einen schnellen Überblick und macht Wörter manchmal fast überflüssig.

Unterschätzen Sie die Aufwände einer Anpassung nicht

Je nach Ausgangssituation Ihres Onlineshops kann es eine Menge Arbeit machen und einige Stunden Entwicklungsarbeit kosten, den Webauftritt entsprechend der WCAG barrierefrei zu gestalten bzw. umzubauen. Kurz vor der Frist werden viele Shops Druck verspüren. Sie sollten entsprechende Planungen also frühzeitig angehen – unabhängig davon, ob Sie sie selbst umsetzen möchten oder vorhaben, auf die Unterstützung einer Agentur zurückzugreifen. Es spricht nichts dagegen, direkt loszulegen: Damit erweitern Sie nicht nur frühzeitig Ihre Zielgruppe, sondern positionieren sich als Vorreiter, der besonders userfreundlich unterwegs ist. Nutzen Sie die Barrierefreiheit Ihres Onlineshops als echten Wettbewerbsvorteil. Diese Chance gilt übrigens ebenso für Kleinstunternehmen, auch wenn diese (vorerst) teilweise von den Regelungen befreit sind.

Barrierefreier Onlineshop: Jetzt den Stand der Dinge testen

Um herauszufinden, wo Sie hinsichtlich der Barrierefreiheit Ihres Shops stehen, gibt es unterschiedliche Optionen. Sie können einen Profi zurate ziehen oder erst einmal verschiedene Tools nutzen, die den Webaufritt überprüfen. Der Händlerbund bietet beispielsweise einen kostenlosen Barrierefreiheits-Check an. Auch verschiedene Checklisten stehen zur Verfügung. Manche der benannten Faktoren sind auch schnell und mit bloßem Auge ersichtlich. Wenn Sie eine Beratung zu bestimmten Veränderungen oder Anpassungen Ihres Shops wünschen, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

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